Tag 19: Dalyan (Türkei)
Mal wieder werden wir von laufenden Motoren um uns herum geweckt, deren Fahrzeuge schon in den Startlöchern stehen. Schnell zwischen den Autos Zähneputzen und duschen (also Deo in der Gegend herumsprühen). Kleines aber feines Frühstück auf der Motorhaube mit Sesamringen vom Nachbarkiosk, Gruppen-Nutella und Gemeinschafts-O-Saft. Dann brechen wir die nächste Etappe an. Heute Abend wollen wir in Dalyan sein, wo das Ziel der Rally auf uns wartet. Die Fahrt ist lang aber lustig und so erreichen wir frühabends die kleine Stadt und damit auch schon das Ende unserer ereignisreichen und unglaublich guten Rally. Wir können’s fast nicht glauben, kommt es uns doch wie gestern vor, als wir in St. Johann im Walde den Start unserer Reise im Bierzelt feierten und uns ordentlich blamierten. Aber zwei Tage liegen noch vor uns und wir denken noch nicht ans Ende. Vor dem Zielbanner steigen wir auf unsere heißgeliebten Autos und feiern mit dem Roten Pferd unseren Einzug ins Ziel, den wir als ERSTES geschafftt haben.
Okay, das zählt nicht. Wir haben eine, uns nicht so spektakulär erscheinende Etappe übersprungen. Aber hey, Erster ist Erster. 😉 Wir heizen über die Ziellinie und fahren noch ein paar Kilometer weiter zu einer Traum-Location, die wir zufällig entdecken.
Vor uns liegt ein überragender Strand, die Sonne ist gerade am Untergehen und die Luft und das Wasser sind badewannenwarm.
Á la Baywatch sprinten wir Richtung Meer und das Rote Pferd hinterher. Die Wellen kommen so stark, dass wir unsere Hosen wieder einsammeln müssen.
Mit der Stranddusche finden wir endlich mal wieder eine echte Dusche, die sogar lauwarm ist. Wir lassen die Drohne steigen und sehen uns den, für uns unten schon nicht mehr sichtbaren Sonnenuntergang in 100 Metern Höhe ein zweites Mal an.
Irgendwann werden wir etwas streng vom Platz verwiesen, weil jetzt angeblich die Zeit der Schildkröten gekommen ist, ihre Eier am Strand zu legen und wir sie dabei stören würden. Also verabschieden wir uns vom Schildkrötenhüter und als wir merken dass unsere Mägen knurren fällt uns ein, dass wir heute noch keinen Bissen gegessen haben und brechen auf in Richtung Innenstadt. Leider ist Dalyan eine absolute Touri-Grube und obwohl fast keine Urlauber zu sehen sind, stehen alle Verkäufer, Händler und Kellner bereit vor ihren Läden und Restaurants und wollen uns für sich gewinnen. Beim ersten Restaurant, wo uns niemand anspricht, gehen wir rein und werden leider enttäuscht. Unsere Calamari kann man mengentechnisch an einer Hand abzählen. Als Dankeschön dafür, dass der Kellner uns partout nicht mehr geben will, heizen wir auf dem Heimweg mit knatterndem Getöse durch die Innenstadt und ernten dabei sowohl Klatschen und Gelächter als auch böse Blicke. Glücklicherweise finden wir noch einen genialen Platz zum Schlafen. Eine kleine Bucht mit einem vielversprechendem Lokal und weichem Sandstrand. Auf dem Steg lassen wir unseren ersten Abend im Ziel mit ein bisschen Raki ausklingen und machen irgendwann in unserer beinahe „Privatbucht“, die wir nur mit ein paar Ziegen teilen, die Augen zu.
Tag 20: Dalyan
Nach knapp drei Wochen endlich mal ausschlafen. Von der warmen Meeresluft geweckt werden und ins erfrischend kalte Wasser zum Frühschwimmen gehen. Das Lokal der Bucht zaubert uns eine ganze Tafel voll mit urgutem Frühstück. Überragender Ausblick aus der Bucht aufs Meer inklusive. Gemütlich geht’s weiter zum Sammelort, wo langsam die anderen Rallyteilnehmer eintrudeln und ihren Einlauf ins Ziel feiern.
Wir nutzen den bis jetzt noch freien Platz für das Umstyling und die Wiederherrichtung unserer Mercedes’.
Die Philipps suchen eine Werkstatt auf, wo sie einen Mechaniker finden, der verrückt genug ist, nicht lange rumzureden und den beiden zu helfen, unseren Silbernen seines Daches zu befreien.
So wird aus einem Mercedes’ W124 ein wunderbares luftiges Cabrio.
In der Zwischenzeit machen sich die Mädels auf den Weg, irgendwo weiße Farbe und tonnenweise Nagellackentferner aufzutreiben. Schon in der ersten Straße bekommen sie von einer kleinen, schnuckeligen Pension einen Kübel weiße Wandfarbe ausgeliehen. Die Übermalung muss ja nur noch zwei Tage halten, da muss es nicht unbedingt Lack sein. Im nächstbesten Kiosk finden die Zwei Nagellackentferner und kaufen den Laden leer. Nach zehn Minuten ist alles erledigt und so haben sie noch etliche Zeit, den schönen Dingen des Lebens nachzugehen. Nämlich, unsinniges aber geiles Zeug zu shoppen. Als unsere Mädels an einem Kruschtl-Laden vorbeikommen, fällt ihr Blick auf zwei orientalisch aussehende Kleider, die wohl eher für Kinder und den Fasching gedacht sind. Sie können aber nicht so einfach weitergehen, denn es ist schon längst um die beiden geschehen. Und so bequatschen sie den Verkäufer solange bis sie schließlich in einem unaufgeräumten Hinterzimmer des Nachbarhauses stehen, Wasserflaschen aus dem Kühlschrank nehmen dürfen und massenhaft Kleider in verschiedensten Farben in den einigermaßen richtigen Größen anprobieren. Der Verkäufer heuchelt jedes mal Begeisterung, obwohl der Rock jedes Mal eher einem Gürtel gleicht. Vom Oberteil, einem Hauch von Nichts braucht man gar nicht erst anfangen. Aber Karo und Bina können nicht widerstehen. Nach langem Herumwühlen in den Regalen werden sie schließlich fündig. Wahrscheinlich handelt es sich um Übergrößen für Kinder aber die Kleider sitzen wie angegossen. Noch ein bisschen um den Preis feilschen und lächeln, bis die beiden endlich mit vom Verkäufer gesponserten türkischen Süßigkeiten im Gepäck weiterziehen. Das leuchtend orange und tiefblaue Mini-Kleid mit den unzähligen Pailletten und allem was klimpert gleich an, schlendern sie glücklich zurück zu den anderen. Neben den Mädels müssen auch unsere Autos wieder aufgemotzt werden. Mit der weißen Wandfarbe aus dem freundlichen Hotel, den vielen Mini-Tuben Nagellackentferner und ’ner Menge Klopapier machen wir uns ran. An der Motorhaube unseres silbernen Mercedes‘ schrubben und schrubben wir, bis alle Tuben leer, die Finger heiß und das Klopapier alle ist. Und tatsächlich, die hässliche Schmiererei von, wer weiß welchen umkreativen Vögeln, ist weg. Weiter geht’s an den Hintertüren der Drei. Die schwarz übersprühten Startnummern werden mit viel weißer Wandfarbe und mit Hilfe unseres Abspülschwammes, den wir zum Ende der Rally sowieso nicht mehr brauchen, sorgfältig überdeckt, bis die Türen wieder strahlen. Irgendwoher können wir Pappe ergattern und schneiden uns eine Schablone mit der Ziffer 7 zurecht. Mit der schwarzen Spraydose von unseren heutigen Nachbarn kommt jeweils die 77 in die weißen Kreise auf unseren roten Hintertüren. Die Autos sehen wieder fast aus wie neu, bis auf die Tatsache natürlich, dass ein Dach fehlt. Nach der Arbeit kommt das Vergnügen, wir starten die Motoren unserer neu gestylten Mercedes‘, packen unseren mittlerweile schon oft dabei gewesenen Nachbarn von Team „Ötztaler Mopped-Marathon“ mit ein und fahren zum schönen Itzuzu Beach, den wir am Vorabend entdeckt hatten.
Ein paar Stunden bleiben uns noch, bevor der Strand einzig und allein für die Schildkröten-Familienplanung reserviert wird. Sonnen, baden, essen, trinken – so eröffnen wir den Abend.
Auf dem Rückweg zum Camp sehen wir einen großen, staubigen Platz zum Driften und unser Rallyfahrer Rich tobt sich ein bisschen aus. Mit urdreckigem Wagen und dem Cabrio-King Daniel vom ÖMM auf dem Dach geht’s in die Innenstadt zum Essen. Zufrieden und mit vollen Bäuchen schlendern wir schließlich durch die Stadt, wo wir auf ein paar andere Teams stoßen. In einer griabigen Bar oberhalb eines Restaurants hocken wir bei ein, zwei Bier zusammen und feiern das gelungene Einfahren aller ins Ziel.
Heute Nacht haben wir nur zwei, statt drei Schlafautos zur Verfügung. Bei unserem Cabrio-Mercedes zieht’s vielleicht ein bisschen rein und wird kalt. Durch effiziente Schlafplatzaufteilung bekommt aber schließlich jeder einen warmen, gemütlichen Schlafplatz. Gute Nacht.