Tag 11 & 12: Georgien und seine Hauptstadt

Tag 11: Irgendwo im Nirgendwo (Georgien)
Müde geht’s weiter nach Georgien. Auf dem Weg finden wir irgendwo einen Bäcker, der uns zumindest einen Riesen Ranken Brot gibt. Mit selber mitgebrachtem Nutella und Nescafe frühstücken wir voller Genuss.

Die Fahrt durch Georgien ist absolut überragend. In einem Viertel scheint es, als wäre jedes Gebäude eine Werkstatt oder Tankstelle. Und jede Tankstelle ist der Inbegriff von Nostalgie. Teils ist die Währung an den von Deutschland importierten Zapfhähnen sogar noch D-Mark. Die kleinen Tante-Emma-Läden, in denen es, für uns eher fragliches, dennoch aber sehr leckeres georgisches Essen zu kaufen gibt, sind vollgestopft mit verschiedenstem Kruscht, der an Kitsch wirklich kaum zu übertreffen ist. Insgesamt sehen die Dörfer und Städte Georgiens, die wir gesehen haben, sehr heruntergekommen aus, strotzen aber trotzdem voller Charme. Obwohl die beiden Länder, Türkei und Georgien geographisch nicht weit auseinander sind, könnten sie kulturell unterschiedlicher nicht sein. Während wir in der Türkei unser Bier noch in Zeitungspapier wickeln mussten, weil Trinken in der Öffentlichkeit verboten ist, werden wir in Georgien vom Tankstellenwart auf einen Chacha (georgischer Wodka) eingeladen. Und fühlst du dich als Frau in der Türkei unwohl, wenn du im Bikini baden gehst, spürst du spätestens in den Straßen von Batumi, wo eine Spielhölle nach der anderen auf dich wartet, überhaupt nichts mehr davon. Die Leute, die ihre eigene Schrift haben, aber auch russisch verstehen, sind mal wieder krass gastfreundlich und nett. Beim Fahren durch georgische Dörfer winkt uns jedermann zu. Die Schweine, Kühe und Schafe laufen frei herum oder werden von Buben mit Stock angetrieben. Die Landschaft ist überwältigend. Glasklare Seen und sattes Grün wohin man sieht. Ab und zu entdeckt man eine Ruine auf einem Fels oder einer heruntergekommenen Burg.




Heute haben wir ziemlich viel Strecke vor uns und fahren lange an der Küste entlang. Irgendwann spätabends, als wir unsere letzte Etappe schon fast beendet haben, folgt uns die Polizei und gibt uns das gefürchtete Zeichen zum Anhalten. Zuerst wirken die Polizisten so, als wollen sie unbedingt etwas finden. Aber dann, als sie über eine von uns lachen, die keine Schuhe anhat und sie meinen, das würde „Straf“ kosten, tauen die beiden so richtig auf. Es geht soweit, dass einer der beiden uns Zigaretten anbietet, sie alles über die Rally wissen wollen, einer sich auf unsere Motorhaube setzt, von seinen feuchtfröhlichen Erlebnissen auf dem Oktoberfest erzählt und schließlich auch noch seine Dienstwaffe in der Gruppe herumgehen lässt. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und er hätte seine Dienstkleidung an den Nagel gehängt und wäre mit uns was trinken gegangen. Mit einem netten „Nice to meet you“ verabschieden sich die Zwei und geben uns „Studentenrabatt“ auf unsere zu zahlende Strafe, die sich deshalb nur noch auf 15 Lari, also ca. 4 € beläuft.
Als spätes Abendessen landen wir in einem Restaurant, das wohl die Stammkneipe für viele Bewohner hier ist. Wir gönnen uns typisch georgisches Essen, wie z. B. KhingKhali.

Voltgefressen und zufrieden machen wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz und finden im Dunkeln ein kleines Waldstück, wo wir am Rand eines Feldes pennen können. Es ist warm, die Heckklappen bleiben heute also mal offen und wir schlafen mit lautem Gezwitscher der Vögel des Waldes um uns herum ein.
Tag 12: Tiflis (Georgien)
Unser Wecker klingelt noch lange nicht, als eine Horde Bauern mit ihren Traktoren anrückt und uns damit weckt. Wir stehen wohl doch ein bisschen zu dicht am Acker. Aber die Bauern sehen das sehr gelassen, wünschen uns einen guten Morgen und lächeln uns an. Trotzdem machen wir uns möglichst schnell „vom Acker“ und fahren weiter.


Eine Offroad-Straße, die wir wählen macht ihrem Namen alle Ehre und schüttelt jedes unserer Fahrzeuge so richtig durch. Riesen Schlaglöcher und übergroße Pfützen und Matsch überreden uns schließlich dazu, unseren sowieso schon überstrapazierten Fahrzeugen zu liebe auf die normalere Landstraße zu wechseln.



Einige Stunden später erreichen wir endlich Tiflis, die Hauptstadt Georgiens. Da wir den Treffpunkt mit den anderen Teams zuerst nicht finden, bringt uns ein nettes Polizei-Duo per Eskorte hin. Am Platz der Revolution pflanzen wir unsere Notfall-Rose.


Wenn man sich Tiflis so ansieht, würde man diese Stadt äußerlich nicht mit ihrem Land Georgien in Verbindung bringen. Die Hauptstadt hat ein schönes Zentrum, beeindruckende Plätze und strotzt ebenfalls, ganz nach dem Geschmack der Georgier, nur so vor Kitsch.


In einem Lokal, das nicht typisch georgisch ist, gibt’s so richtig gutes Essen. Wir schlemmen und bestellen uns das, wofür Georgien berühmt ist – den guten Wein. Man muss schließlich jede nationale Spezialität zu Genüge kosten – wer weiß, wann man das nächste Mal wieder da ist.

Voll voll und glücklich brechen wir auf, auf der Suche nach der angeblich legendären Dive-Bar alias Bier-Pong-Bar, die wir nach dem Durchqueren einiger Hinterhöfe finden. Die Spiele sind eröffnet und den Schwobastylern zu liebe wird natürlich auch anständig geflibbad. Zu später Stunde ziehen wir weiter -mittlerweile ein paar Leute von überall her im Schlepptau – in einen anderen Club, in dem wir mit Lichterspielen die Nacht ausklingen lassen. Und schon ist wieder Frühstückszeit und wir finden auf Empfehlung im Keller eines Lokals unser Frühstück in Form von Spiegelei und Speck, und so mancher versteht darunter eine Fleischkeule, wie sie Obelix persönlich aß.

Das nächstbeste Taxi wird vollgestopft und zurück geht’s zum Fußballstadium, der unser Schlafplatz ist. Während so manch überehrgeiziges Team sich mit Morgensport aufwärmt und schon abfahrbereit ist, kriechen wir in unsere Autos. Und wieder einmal können wir es uns nicht verkneifen, unsere Mitstreiter per Hupe und laufenden Motoren liebevoll zu wecken. Worauf wir jedoch am nächsten Tag ein dementsprechendes Echo abkriegen werden…